Klassische Ausleitungsverfahren

Dieser Name wurde für Behandlungsmethoden der Humoralmedizin (humoral - flüssig) gewählt. Hierbei sollen Körpersäfte und -gifte über eine Ableitung vermehrt zur Ausscheidung aus dem Körper gebracht werden.

Typische Verfahren, die wir Ihnen hier vorstellen sind:

Bei lokalisierten Krankheitsherden müssen zuvor die Krankheitsverursachenden Stoffe durch Auflösung in das Säftesystem gebracht werden.

Aderlass

Stören Sie Sich bitte nicht an dem vielfach negativ besetzten Begriff „Aderlass". Vergleichen Sie diesen therapeutischen Aderlass bitte nicht mit dem exzessiven „zur Ader lassen" des Mittelalters, wo ohne Hinterfragen der Krankheit, der Häufigkeit, der Menge und des Zeitpunktes, den Patienten oft großer gesundheitlicher Schaden zugefügt wurde.

Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen (akute Infektionskrankheiten, extreme Körperschwäche, Blutarmut) ist der Aderlass das tiefgreifendste Umstimmungsmittel zur Einleitung der Heilung von chronischen Krankheiten. Er wird als die wichtigste allgemeine Behandlungsmethode angesehen, um die Selbstheilungskräfte im Menschen anzuregen, die von der sogenannten „Schwarzgalle" und den krankheitsauslösenden Fäulnisstoffen im Körper blockiert werden. Erst wenn diese schädlichen, krankmachenden Säfte durch den Aderlass ausgeschaltet wurden, können die körpereigenen Heilstoffe freigesetzt werden - besonders das körpereigene Kortison in den Nebennieren. Hildegard schreibt: „Sind bei einem Menschen die Gefäße mit Blut gefüllt, so müssen sie von dem schädlichen Schleim und dem zur Verdauung gelieferten Saft gereinigt werden ... Wer aber viel Blut hat und völlig gefüllte Gefäße und sein Blut nicht durch Aderlass oder Schröpfen reinigt, dessen Blut wird etwas wachsig und unkräftig werden, und so verfällt der Mensch der Krankheit ..."

Der Aderlass soll stets nüchtern, nur bei körperlich Schwachen nach einer kleinen Stärkung, bei abnehmenden Mond durchgeführt werden und zwar in den ersten Tagen nach Vollmond.

Für die Aderlassmenge gilt folgende Regel:

Bei Frauen ab dem 16. bis 90. Lebensjahr ein bis zweimal jährlich 100 - 150 ml. Bei Männern ab dem 20. - 70. Lebensjahr ein bis zweimal jährlich 100 - 150 ml.

(In dieser angegebenen Mengenangabe tritt stets ein Farbwechsel ein, d.h. dem dunklen Blut fließt helles Blut nach, d.h. die Schwarzgalle reduziert sich - ein Zeichen den Aderlass zu beenden.) (Beim Blutspenden wird die drei- bis vierfache Menge abgenommen, nach der hl. Hildegard schwächt eine zu große Blutentnahme den Körper.) Ganz besonders nützlich ist der Aderlass für die Frau, weil „die Frau in ihrem Körper viel mehr schädliche Säfte und krankmachende Fäulnisstoffe besitzt als der Mann. Würde die Frau nicht von den schädlichen Säften und Fäulnisstoffen gereinigt, würde sie am ganzen Körper anschwellen und sich aufblähen und nicht leben und sterben können".

In der sogenannten anschließenden Aderlassanalyse lassen sich zudem wertvolle Erkenntnisse über den Stoffwechsel, Entzündungszeichen und Schwarzgallenbelastungen gewinnen.

Nach dem Aderlass hat der Mensch drei Tage lichtempfindliche Augen, er soll in dieser Zeit starkes Sonnenlicht, Computer- und Fernsehstrahlen meiden. Ausserdem muss man zwei Tage eine Aderlass -Diät einhalten. Diese besteht darin, dass man für zwei Tage verzichtet auf
gebratenes Fleisch und pikante Speisen

  • rohes Obst und Gemüse
  • starken Wein, Kaffee, Nikotin und Spirituosen
  • fetthaltigen Käse (evtl. auch auf längere Zeit)

.Erlaubt sind:

  • alle Getreideprodukte, insbesondere Dinkel
  • Brötchen, Teigwaren, altes Hefegebäck
  • Haferflocken
  • dünner Schwarztee
  • gekochtes Fleisch und gekochter Fisch
  • gekochtes Gemüse - außer Lauch
  • grüner Salat mit Essig und Öl
  • dünner oder gelöschter Wein

Der Aderlass reinigt nicht nur das Blut, sondern er beseitigt auch die Schwarzgalle, verbessert die Fließeigenschaften des Blutes und normalisiert Stoffwechselstörungen. Besonders erfolgreich erwies sich der Aderlass bei Patienten, welche den Aderlass regelmäßig durchführten.

Folgende Heilwirkungen:

  • bei Gesunden einmal im Jahr zur Prophylaxe
  • Verbesserung und Entgiftung des Gesamtstoffwechsels bei Fettstoffwechselstörungen, hohem Harnsäurespiegel und allgemeiner Übersäuerung (Gicht, Rheuma, Arthritis)
  • Entzündungshemmend und schmerzreduzierend bei akuten und chronischen Entzündungen wie Rheuma, Hautentzündungen, Gallenblasen-, Nieren-, Eierstock-, Brust- und Uterusentzündungen.
  • gegen Hormonregulations- und Menstruationsstörungen, Sterilität, hilfreich im Klimakterium, Struma und Morbus Basedow.
  • krampflösende Wirkung bei Gefäßkrämpfen (Asthma bronchiale, Nervenkrämpfe)
  • entlastend bei Krampfadern
  • beseitigt Stauungszustände (Bluthochdruck, Pfortaderstau, Gefahr von Herz- oder Hirnschlag)
  • bei Allergien, Ca-Geschehen, MS, usw.

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Blutegeltherapie

Der Begriff "Egel" kommt aus dem Griechischen und bedeutet "kleine Schlange". Die ersten Dokumente dieser Therapie gehen auf 500 Jahre v.Chr. zurück. Das Ansetzen von Blutegeln gehört zu den Ausleitungsverfahren.

Die Wirkung ist:

  • Gerinnungshemmend
    Über viele Stunden findet ein langsamer Blutabfluss statt. So kann der Körper an dieser Stelle schadhafte Stoffe ausleiten.
  • Lymphstrombeschleunigend
    Aus Blut und Gewebe strömt Lymphe vermehrt in die Gewebespalten und kommt mit dem Blutabfluss zur Ausscheidung. Beide Einflüsse verringern die Zirkulationsschwierigkeiten durch Abfluss gedrosselter Venenabschnitte. Tiefe Venen werden frei und der Kollateralkreislauf kann mit dem Abtransport fertig werden. Somit entsteht eine tiefgreifende heilende Veränderung in der Zellatmung am Ort des Einwirkens. Schlacken kommen zur Ausscheidung und frisches Blut strömt nach.
  • Antithrombotisch
    Das Venenendothel erfährt weitgehenden Schutz und Schonung. Weitere Thrombenbildung wird verhütet, die Emboliegefahr vermindert.
  • Immunisierend
    Die Belebung der Leukozytenbildung und -wanderung bewirkt die giftbindende und bakterientötende Kraft der Säfte.
  • Gefäßkrampflösend = lokal gefäßerweiternd
    Hierdurch wird der Kreislauf befreit, Schmerzen lassen nach. Eine Umstimmung der örtlichen Gefäßfunktion bedeutet oft die Einleitung wirklicher Heilung.

Zur Zeit wird diskutiert, ob das Blutegelsekret antibiotikahaltig ist. Dies wurde bisher weder eindeutig bestätigt noch eindeutig widerlegt. Übrigens werden die Tierchen in eigens dafür eingerichteten Farmen gezüchtet und therapeutisch nur einmal verwendet. Also, keine Angst vor Übertragungen von Infektionskrankheiten ! Auch werden nur ein bis maximal wenige Egel angesetzt, so dass die Geschichten von "Vampyrismus" rein in die Horrorgeschichten einzustufen sind.

Lesen Sie mehr über Blutegel und die Therapie in unserem Archiv.

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Baunscheidtieren

Der Blutegel brachte Carl Baunscheidt (1809-1874 ) auf die Idee dieser Therapie. Er selbst litt infolge eines Gichtleidens an einer schmerzhaften Versteifung des rechten Armes und der Hand.

An einem Sommertag bei schwülen Wetter schwirrten die Mücken und stachen diesem Mann in die schlimme Hand. Darauf trat zunächst eine Hautrötung auf, doch gleichzeitig schwanden die Schmerzen.

Naturbeobachtungen waren in der Geschichte der Entdeckungen oft schon der Anlass von naturwissenschaftlichen, technischen und medizinischen Fortschritten. Durch Zufall hörte Baunscheidt auch von dem chinesischen Heilverfahren der Akupunktur, über das ihm ein Missionar Wunderdinge erzählte. So entstand in der Werkstatt des Mechanikers Baunscheidt das Dermatibiotikon, der heutige Lebenswecker oder auch Hautbeleber, ein Gerät mit 33 feinen Nadeln auf einer Scheibe und einer Spiralfeder. Mittels des Schnäpper dringen die Nadeln dann 1-2 Millimeter tief in die Haut ein. Dieser Hautreiz wird noch gesteigert durch das Oleum Baunscheidt, dessen ursprüngliche Zusammensetzung bis heute ein Geheimnis ist. Die Nadelung ruft eine nachfolgende Veränderung und Steigerung der Nerventätigkeit und Anregung des Stoffwechsels hervor, die zur Wiederherstellung der normalen Organtätigkeit und damit der Gesundheit dient.

Im allgemeinen stellt sich kurz nach der Nadelung ein wohltuendes behagliches Wärmegefühl ein. Der Blutumlauf wird beschleunigt, die Hautausdünstung wird gesteigert, die Schmerzen nehmen ab und die Schlafstörungen gehen zurück.

Dr. Phil. Georg Alfred Tienes beschreibt in seinem Buch Der Baunscheidtismus auf mehreren Seiten die Krankheiten, die mittels dieser Methode behandelt werden können:

  • entzündliche Augenerkrankungen
  • neuralgische Leiden
  • Trigenimusneuralgien
  • Halserkrankungen
  • Ohrerkrankungen
  • Gelenkerkrankungen
  • Nasenerkrankungen
  • rheumatische Leiden
  • Magen-Darm-Erkrankungen

Mit Nachdruck sei allerdings vor einer Selbstbehandlung gewarnt. Mangelndes und fehlendes medizinisches Wissen können den Lebenswecker in der Hand eines Laien eher zu einer Gefahr für die Gesundheit werden lassen.

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Cantharidenpflaster

Die Cantharidenpflasterbehandlung ähnelt in gewisser Weise der Schröpfkunst. Während man sich beim Schröpfen mit dem Blut beschäftigt, wendet man sich hier der Lymphe zu.

Auch diese Heilweise mit "blasenziehenden Pflastern" ist so alt wie die Säftelehre selbst. Unter diesen Verfahren hat bei uns noch das Cantharidenpflaster, welches aus der "spanischen Fliege", einer in Mitteleuropa heimischen Käferart hergestellt wird, therapeutische Bedeutung.

Durch das Aufsetzen haben wir folgende Geschehen:

Regional wird dem Gewebe Flüssigkeit entzogen (Blase). Dies führt am Ort des Geschehens zur Erneuerung der Säfte, zur Regeneration des Bindegewebes und zur Anregung der Sekretion der serösen Häute. Allgemein kommt es zum Verlust eines Teiles des sogenannten "Reaktionssubstrates" des Körpers und somit zu einer momentanen Schwächung akuter Prozesse, die vom Anwendungsgebiet entfernt liegen. Reaktiv wird die Abwehr gesteigert, es kommt zu einem Leukozytenreiz und damit zur Stärkung des Immunsystems.

Zusammenfassend kann gesagt werden: Die Idee ist, auf den in seiner Eigenregulation gestörten Organismus so hinzuwirken, dass durch eine Förderung der Ausscheidungsvorgänge eine Reinigung des Körpers erfolgt und als Folge davon die Eigenregulation wieder möglich ist.

Der Inhalt der Blase kann verworfen, oder aber, eventuell mit Zusätzen, wieder verabreicht werden.

Keine Angst, bis auf ein wenig Brennen spüren Sie von dieser Anwendung nicht viel. Bei sachkundigem Ansetzen und Einhaltung der an den Patienten gegebenen Regeln bleiben auch hier keine Hauterscheinungen auf Dauer zurück.

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Schröpfen und Schröpfkopfgleitmassagen

Zur Behandlung verwendet werden Schröpfköpfe. Dabei handelt es sich um Porzellan-, Glas- oder Tontöpfchen mit einer Öffnung, die auf die Haut gesetzt wird. Nach Erwärmung oder Absaugen der Luft wird damit durch die Haut Blut angesaugt. Im Gegensatz zu diesen trockenen Schröpfen kennen wir noch das blutige Schröpfen, dabei wird die Haut mittels eines Schnäppers leicht verletzt und erst dann der Schröpfkopf aufgesetzt.

Eine Verfeinerung hat das Schröpfen durch die Schröpfkopfgleitmassage erfahren. Bei dieser Methode wird ein Schröpfglas mit einstellbarem Vakuum mit teils kreisenden und teils strichförmigen Bewegungen über die Haut geführt.

Therapeutisch wird das Schröpfen genutzt bei:

  • Halswirbel-Syndromen
  • rheumatische Beschwerden
  • Verspannungen
  • Kopfschmerzen
  • Stauungen aller Art
  • vegetativen Beschwerden
  • Myalgien
  • Verhärtung der Muskulatur

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